DIE 13. NACHT DES STRAßEN-TERRORS
"Frankreich ist verwundet!"
Die Krawalle aufgeputschter Jugendlicher in den Vorortsiedlungen französischer Großstädte reißen trotz Notstandsgesetzgebung nicht ab. Obwohl die Unruhen in einzelnen Regionen des Landes spürbar abflauten, lieferten sich vielerorts Jugendgangs Straßenschlachten mit der Polizei. Wieder wurden zahlreiche Fahrzeuge und Gebäude ein Raub der Flammen. Bei Bordeaux explodierte ein gasbetriebener Linienbus nach einer Brandattacke. Der Fahrer konnte sich in letzter Sekunde retten und erlitt einen Schock. Weitere Passagiere waren nicht an Bord.
In Chalon-sur-Saone ging die örtliche Bibliothek in Flammen auf. Im Raum Lyon wurde, nachdem der Mob mehrere Busse attackiert und U-Bahnhöfe angegriffen hatte, der gesamte öffentliche Personennahverkehr eingestellt.
In Toulouse lieferten sich Jugendliche wilde Gefechte mit der Polizei, die sich gegen Molotow-Cocktails und Steinwürfe verteidigen musste. „Nichts kann eine solche sinnlose, blinde Gewalt, die wir hier gesehen haben entschuldigen“, sagte der französische Innenminister Sarkozy, der zum Zeitpunkt der Angriffe in der Stadt weilte.
In Marseille versuchten etwa 50 Jugendliche am Abend einen Supermarkt zu plündern. Sicherheitsleute und Polizei waren aber in der Lage die Erstürmung des Geschäftes abzuwehren.
Auch in Köln und Berlin brannten Autos
Als erste Stadt des Landes hatte Amiens eine Ausgangssperre für Minderjährige erlassen. Kein Jugendlicher unter 16 Jahren, darf sich zwischen 22:00 und 06.00 ohne Begleitung eines Erwachsenen auf der Straße aufhalten. Premierminister Dominique de Villepin hatte zuvor vor dem Parlament die dramatischen Worte geäußert: „Frankreich ist verwundet. Das ist die Stunde der Wahrheit für die Republik“
Auch in Deutschland haben in der Nacht wieder Autos gebrannt. Unbekannte haben in Berlin und Köln mehrere Wagen angezündet. Die Polizei in beiden Städten schloss aber ausdrücklich einen Zusammenhang mit den seit knapp zwei Wochen anhaltenden Jugendkrawallen in Frankreich aus. «Wir haben hier keine Pariser Verhältnisse», sagte ein Polizeisprecher in Köln. In der Rheinmetropole brannten vier Autos. In Berlin konnte die Polizei zunächst keine Angaben zur Zahl der angesteckten Wagen machen.
Noch ist unklar, ob die Austragung des Fußball-Länderspiel der französischen Mannschaft gegen Deutschland am Samstag durch Ausgangsperren betroffen sein wird. Derzeit gilt diese Maßnahme um das Stade de France in Saint-Denis bei Paris nicht. Ein Sprecher des französischen Fußballverbands FFF äußerte jedoch, dass „wenn es ein Ausgangsverbot gibt, wir uns daran halten“.