Türkei, Ein Flughafen-Streit und seine Folgen Ein Wuppertaler Zahnarzt sitzt seit vier Wochen in Antalya in Haft, weil er den türkischen Präsidenten und den Staat beleidigt haben soll. Seine Anwälte und zwei Zeuginnen bestreiten die Vorwürfe.
Am 4. November steigt der Wuppertaler Zahnarzt Kristian B. in Antalya aus dem Flugzeug, um eine Woche Urlaub zu machen. Am Gepäckband des Flughafens Antalya, sagt sein Anwalt Rüdiger Deckers, kommt es zur verbalen Auseinandersetzung mit einer Türkin. B. soll die Frau sehr deutlich gebeten haben, aufgrund der Covid-Pandemie Abstand zu halten. Sie habe sich verbal gewehrt, eins sei zum anderen gekommen, schließlich habe die Frau den Zahnarzt bei der Polizei angezeigt. Seitdem sitzt Kristian B. in Antalya in Haft.
Die Vorwürfe der Frau wiegen schwer: Der Zahnarzt soll gegen Paragraph 299 und Paragraph 216 des türkischen Strafgesetzbuches verstoßen haben, berichtet Deckers. Demnach habe er den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan und die Republik Türkei beleidigt und einen Teil der türkischen Bevölkerung verunglimpft. Der Paragraph 216 entspricht nach deutscher Rechtsprechung der Volksverhetzung.
Dekkers: Zwei Zeuginnen bestätigten die Vorwürfe nicht
Am 8. Dezember soll in Antalya die Verhandlung gegen B. stattfinden. Als Strafmaß, berichtet Deckers, drohten ein bis vier Jahre Haft. Der Zahnarzt bestreitet alle Beschuldigungen gegen ihn.
Nach seiner Festnahme, berichtet Deckers, seien zwei Frauen, eine Deutsche und eine Deutsch-Türkin, die ebenfalls am Gepäckband standen, von der Polizei als Zeuginnen vernommen worden. Beide Zeuginnen hätten die Vorwürfe gegen seinen Mandanten nicht bestätigen können.
B. wird vom Konsulat in Antalya betreut.